Die Gaggenau Sommelier Awards 2016
Geschrieben am 20.1/.04/1Am 18. und 19. Oktober 2016 gingen die Gaggenau Sommelier Awards in der Stilarena in Wien über die Bühne. Wir haben Annemarie Foidl, die Präsidentin des Österreichischen Sommelierverbands, zum Interview getroffen und sie über ihren persönlichen Weingeschmack, einen Pianisten auf der Jury-Bank und die besten Sommeliers der Welt befragt.
Die Teilnehmer des Gaggenau Sommelier Awards kommen aus fünf unterschiedlichen Ländern. Wie werden die Besten der Besten ausgewählt?
Die Vorauswahl der Sommeliers erfolgt in mehreren Schritten. Als Erstes erhielten sie einen anspruchsvollen Fragebogen. Danach mussten sie sich in einem Video vorstellen. Diejenigen, die sich im Vorentscheid durchsetzen konnten, nahmen an den Gaggenau Sommelier Awards in der Stilarena teil.
Wie sieht der genaue Ablauf des Wettbewerbs aus?
Die Sommeliers müssen sich in verschiedenen Disziplinen behaupten, beginnend mit der Verkostung. Hier kommt es darauf an, wie verkostet wird und wie sie über den Wein sprechen.
Eine weitere Disziplin ist die Korrektur einer Weinkarte. Dafür erhalten die Sommeliers eine Weinkarte, in der z. B. eine Jahreszahl, eine Region oder ein Winzer falsch angegeben sind. Ein guter Sommelier muss so etwas bemerken und korrigieren können. Danach folgt eine Runde „Fast and Furious“, in der den Teilnehmern Fragen gestellt werden, die sie möglichst schnell beantworten müssen.
Der Höhepunkt ist das Dinner am Abend, ein Fünf-Gänge-Menü von Starkoch Harald Irka. Die Sommeliers müssen dafür die Weinbegleitung zusammenstellen, den Weinservice übernehmen und kommentieren, warum sie die jeweiligen Weine gewählt haben.
Am nächsten Tag geht es abseits des Weins mit dem sogenannten „Cupping“ weiter. Spezialisten eines Wiener Kaffeehauses brauen zu diesem Anlass Kaffee, den die Sommeliers hinsichtlich Geschmack und Sensorik kommentieren müssen.
Woher kommen die Weine, die bei den Gaggenau Sommelier Awards verkostet werden?
So etwas wie die Gaggenau Sommelier Awards gibt es weltweit nur einmal. Die Einzigartigkeit des Events macht unter anderem aus, dass ganz besondere Weine verkostet werden. In diesem Jahr sind das:
Chateau Mouton Rothschild 1985 – einer der besten Rotweine der Welt
Imeneus von Castel Dolfi aus der Toskana
Kalifornischer Chardonnay Van der Heyden Vineyards aus dem Napa Valley
Die Ausbildung zum Sommelier ist durchaus anspruchsvoll. Welche Eigenschaften muss ein Sommelier mitbringen, um erfolgreich zu sein?
Sommeliers müssen die Herkünfte, Geschichten und Rebsorten kennen. Das heißt, dass sie die Theorie beherrschen sollten. Sie müssen über eine ausgezeichnete Sensorik verfügen und Getränke gut mit dem Essen verbinden können. Sie fungieren daher auch als Brücke zwischen Küche und Produzenten. Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Der Sommelier beschäftigt sich nicht nur mit Wein, sondern kennt sich mit allem, was flüssig ist, aus. Daher ist auch die Kaffeeverkostung Teil des Wettbewerbs. Gute Sommeliers sind darüber hinaus gute Psychologen und Wirtschafter. Sie müssen schließlich den Gast verstehen und Einkauf und Absatz planen können.
Auch die Lagerung des Weines ist Sache des Sommeliers. Wie lagert man Wein richtig und warum ist das für die Qualität des Weines ausschlaggebend?
Wein wird teils Jahre gelagert, bevor er konsumiert wird. Wenn es zu warm ist, reift er zu schnell. Ist es zu kühl, passiert zu wenig. Ausschlaggebende Faktoren bei der Lagerung sind Temperatur und Dunkelheit. Weißweine werden grundsätzlich kühler gelagert als Rotweine. Licht tut beiden nicht gut. Die Weine sollten zudem so wenig wie möglich bewegt werden. Bei Naturkorken muss die Luftfeuchtigkeit stimmen und es muss auf die horizontale Lagerung geachtet werden, damit der Korken befeuchtet wird. Die horizontale Lagerung ist aber auch wichtig, weil die Luft in der Flasche mit dem Wein arbeitet.Bei einer liegenden Flasche ergibt sich eine größere Oberfläche an der Luft als bei einer Flasche, die stehend lagert. In einem normalen Hauskeller lässt sich das übrigens kaum in vollem Umfang realisieren. Da muss man sich in der Regel mit Technik z. B. in Form eines Klimaschranks helfen.
Diesmal ist auch ein Starpianist aus China in der Expertenjury der Gaggenau Sommelier Awards. Was haben gute Weine und gute Musik Ihrer Meinung nach gemeinsam?
Beide bringen Leute zusammen und berühren. Es steht großes Handwerk dahinter. Man muss viel Feingefühl beim Machen und Genießen an den Tag legen. Sowohl bei der Musik wie beim Wein gilt, dass der Genuss desto höher ist, je mehr Wissen der Zuhörer mitbringt, da man die Vielschichtigkeit und die Großartigkeit erst dann richtig erfassen kann. Großartige Weine sind Kunstwerke. Sie tun dem Menschen einfach gut, machen unsere Welt schöner und sind positiv für das menschliche Miteinander.
Was macht für Sie als Diplom-Sommelière einen guten Wein aus?
Das ist ein vielschichtiges Thema. Das kann ein Wein im perfekten Reifezustand sein, ein Wein der harmonisch ist und bei dem die Dinge einfach zusammenpassen. Manchmal ist es spannend, eine Rebsorte zu probieren, die man noch nicht kennt. Es kann aber auch sehr reizvoll sein, zu entdecken, dass etwas nicht passt. Das erzählt eine ganz eigene Geschichte. Als Sommelière muss ich mit den Weinen arbeiten können. Sie müssen den Gästen schmecken und zur Küche passen. Dabei hat auch ein einfacher Tischwein seinen Reiz. Wie mit der Musik gibt es Weine für jeden Tag und solche für besondere Anlässe.
Was ist Ihr absoluter Lieblingstropfen?
Das lässt sich so nicht sagen. Ich trinke sehr gerne österreichische Veltliner, Rieslinge und Weine von der Rhone. Aber auf der ganzen Welt trifft man tolle Weine, so wie man überall auf der Welt tolle Menschen trifft. Wenn man offen ist, wird man sein Leben lang etwas Spannendes entdecken und ehrfurchtsvoll davor werden, was der Mensch aus dem macht, was aus der Erde kommt. Ein gut gereifter Wein ist wie ein älterer Mensch, von dem man lernen kann und dessen Geschichten eine Faszination ausüben.
Was war das schönste Erlebnis, das Sie mit einem (Glas) Wein verbinden?
Es gibt so viele wunderbare Gelegenheiten, die ich mit Wein verbinde. Ich verdanke dem Wein sehr viel, weil ich über ihn eine Menge interessanter Menschen kennenlernen durfte – Winzer, Gastronomen, Freunde. Der Wein lehrt Demut. Er erfordert, dass man immer an sich arbeitet, aufeinander zugeht und dazulernt. Der Genuss und das gemeinsame Genießen ist etwas Besonderes. Dabei geht es vor allen Dingen um das Spüren, nicht um das teuerste Etikett. Ich denke, dass Genussfähigkeit dabei hilft, im Leben zufriedener zu sein.
Genuss & Stil
Wein ist nur so gut wie seine Lagerung. Da Genuss und Stil einfach zusammengehören, hat Gaggenau den Vario Weinklimaschrank Serie 400 entwickelt. Mit zwei separat steuerbaren Klimazonen und Raum für 98 Flaschen sorgt er für eine garantiert konstante Temperatur, die gradgenau eingestellt werden kann. Denn das Leben ist zu kurz, um schlecht temperierten Wein zu trinken.
Autoren: David Grethen & Susi Mayer